100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Neusorg

Von der Gründerzeit bis ins Jahr 2000

 

Etliche Jahre später als in den umliegenden, älteren Gemeinden wurde am 18. August 1900 in Neusorg eine Freiwillige Feuerwehr ins Leben gerufen. Der kleine Ort, der seinen Aufschwung erst seit der durch die im Jahr 1878 eröffnete Hauptbahnstrecke Nürnberg – Kirchenlaibach – Redwitz erfuhr, verfügte damals nur über rund 30 Häuser. Umso bemerkenswerter erscheint, dass die Wehr bereits im Gründungsjahr 62 Mitglieder zählte.

 

Neusorg besaß schon um die Jahrhundertwende eine Möbelfabrik, ein Sägewerk, ein Kalkwerk mit Ziegelei und einen Steinmetzbetrieb. Ein Grund für dieses damals überdurchschnittliche Interesse am Brandschutz dürfte das nahe dem Steinmetzbetrieb gelegene und nach Überlieferungen mit über 100 Personen belegte Wohnheim aus Holz, genannt „Russland", gewesen sein. Wie sinnvoll die Gründung der Neusorger Feuerwehr war, zeigten auch die in regelmäßigen Abständen auftretenden Brände in der Möbelfabrik.

 

Gegen die wohl größte Brandkatastrophe im Ort hatten die Neusorger Floriansjünger am 21. Juli 1909 anzukämpfen. Damals brannte das Wohnheim „Russland" vollständig nieder und mehr als 100 Personen wurden obdachlos. Außer ihren Betten konnten sie nichts retten. Obwohl die Besitzer der Möbelfabrik in fünf bis sechs Weihern nebenbei noch Fischzucht betrieben und eine kleine Wasserleitung zur Speisung der Dampfkessel unterhielten, litt Neusorg schon damals ständig unter Wassermangel.

 

Im Jahre 1901 wurde das erste Feuerwehrgerätehaus erbaut. Den Grund hierzu stellte die Fürstlich Castell’sche Forstverwaltung zur Verfügung. In diese Zeit fiel auch die Beschaffung einer ersten fahrbaren Handspritze.

 

Nachdem die alten Protokollbücher und Mitgliedslisten aus den Gründerjahren bis in die heutige Zeit Zeugnis von den Aktivitäten der Wehr ablegen, ist aus Platzgründen nicht möglich im Rahmen dieser Festschrift alle Details wiederzugeben. Deshalb werden die wichtigsten Ereignisse in geraffter Form aufgezeigt.

 

Im Jahr 1934 unter den „braunen Machthabern" wurde aus der Freiwilligen Feuerwehr Neusorg die Feuerschutzpolizei. Als deren Leiter ernannte die Regierung bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs das im Jahr 1981 verstorbene Ehrenmitglied der Wehr Josef Koller.

 

Nach Kriegsende erhielten die Neusorger Floriansjünger wieder die Bezeichnung „Freiwillige Feuerwehr". In diesen Jahren wurde auch die erste Motorspritze an die Brandschützer übergeben.

 

1952 konnte die Neusorger Wehr ihre erste Fahnenweihe feiern. Als Festplatz diente der damalige Sportplatz, auf dem sich heute die ehemalige Grundschule und das Feuerwehrgerätehaus befinden. Mit dem Erlös des Festes kauften die Brandschützer einen gebrauchten Opel-Blitz, den sie als Feuerwehrauto umfunktionierten.

 

1957 beschaffte die Gemeinde eine neue Tragkraftspritze TS 8 mit Anhänger und 1961 feierte die Wehr ihr 60-jähriges Gründungsfest.

 

Im Jahr 1963 wurde den Floriansjüngern das langersehnte Löschgruppenfahrzeug LF 8 vom Typ Oper Blitz übergeben. In den kommenden Jahren veranstaltete die Freiwillige Feuerwehr Neusorg regelmäßig Gartenfeste, mit deren Erlös sie Geräte und Uniformen beschaffte.

 

Technisch nun einigermaßen ausgerüstet, bot der bauliche Zustand des Gerätehauses Anlass zur Sorge. Durch diesen litten die Geräte und das Schlauchmaterial erheblichen Schaden. Seit 1960 bemühte sich deshalb die Wehr um den Neubau eines Gerätehauses.

 

1972, nach zwölf Jahren des Wartens und Ringens, ging der Wunsch der Neusorger Wehr in Erfüllung und das jetzige Gerätehaus neben der ehemaligen Grundschule konnte seiner Bestimmung übergeben werden. Mit zahlreichen Arbeitsstunden und Eigenleistungen trugen die Mitglieder dazu bei, die Baukosten des Projekts erheblich zu senken.

 

Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr war, als am 19. Mai 1977 nach der kirchlichern Weihe durch Pfarrer Franz Reich der Wehr das Tanklöschfahrzeug „Heike", ein mit 170 PS motorisierten TLF 16, übergeben wurde. Bewährt hatte sich dieses Fahrzeug bereits lange vor seiner Weihe, als damit im Jahr 1976 während einer Trockenperiode in 48 Einsätzen 8600 Kubikmeter Trinkwasser von der Wasserversorgung „Oberes Fichtelnaabtal" zum Hochbehälter der Neusorger Wasserversorgungsanlage transportiert wurden.

 

Den Floriansjüngern forderte dieses Fahrzeug in den folgenden Jahren erhöhten Einsatz ab, da damit die FFW Neusorg in die Alarmstufe I aufgenommen wurde. Um die Brandschützer zu den vermehrt auftretenden Einsätzen, wie Verkehrsunglücken oder Ölschadensfällen, mit der „stillen Alarmierung" – also ohne Sirene – erreichen zu können, erfolgte damals durch die Gemeinde der Ankauf von 15 Funkmeldeempfängern.

 

In der Jahreshauptversammlung 1979 ernannte die Wehr den ehemaligen Bürgermeister Ludwig König zum Ehrenmitglied und im Juli des gleichen Jahres legte die erste Löschgruppe das Leistungsabzeichen in Silber ab. Im Jahr 1980 beschaffte die Gemeinde für die FFW Neusorg weitere Funkmeldeempfänger und beim Gartenfest zum 80. Gründungsjubiläum wurde Vorsitzender Max Prechtl zu Ehrenmitglied ernannt.

 

Um den chronischen Löschwassermangel in Neusorg und den Bau einer kostspieligen Wasserleitung durch den Bahnkörper abzuwenden wurde Ende des Jahres 1981 auf dem Gelände des Grundschulhofs hinter dem Feuerwehrgerätehaus eine Löschwasserzisterne in Betrieb genommen.

 

Erste „Fernseherfahrung" erwarben die Floriansjünger im Frühjahr 1982, als sie für die Aufzeichnung der Sendung „Jetzt red’ I" in der Schulturnhalle Aufbau, Ordnungsdienst, Ausschank und Bedienung übernahmen.

 

Im März 1983 erhält die FFW Neusorg ein Gemeindewappen für ihr Gerätehaus. Seit dem gleichen Monat bildet die Neusorger Wehr gemeinsam mit den Feuerwehren Schwarzenreuth und Schurbach den Löschzug 19.

 

In der Jahreshauptversammlung 1984 wurde der „Feuerwehrverein FFW Neusorg" zur Unterstützung der aktiven Wehr gegründet. Damit verbunden war der Erlass einer Satzung für die FFW Neusorg sowie die Eintragung ins Vereinsregister. Im Juni desselben Jahres beschaffte die Gemeinde Ärmelabzeichen mit dem Gemeindewappen für die Wehr und im September legte die erste Löschgruppe das Leistungsabzeichen in Gold ab.

 

Bereits im Herbst 1984 bestellte die Wehr im Vorfeld des 1985 anstehenden 85-jährigen Gründungsjubiläums bei den Schwestern im Kloster Michelfeld eine neue Vereinsfahne. Die Fahne aus dem Jahr 1952 brachten die Floriansjünger im Dezember 1984 zur Restaurierung zu den ehrwürdigen Schwestern.

 

Aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit als Kassenwart ernannte die Jahreshauptversammlung am Dreikönigstag 1985 Josef Dumler zum Ehrenmitglied.

 

Allen Grund zum Feiern hatte die Wehr im Juni 1985. Neben dem 85-jährigen Gründungsfest galt es auch die neue Vereinsfahne zu segnen.

 

Ein neues Kapitel in der Geschichte der Neusorger Wehr wurde am 18.03.1986 aufgeschlagen. An diesem Tag fand im Gerätehaus die Gründungsversammlung der mit sechs Mädchen und Frauen neu ins Leben gerufenen Damenlöschgruppe statt. Im gleichen Jahr gründete die Wehr eine Jugendlöschgruppe und das Löschgruppenfahrzeug vom Typ Opel Blitz wurde verkauft.

 

Mit der Weihe des neuen Löschgruppenfahrzeugs LF 8 „Sandra" vom Typ IVECO am 31. Mai 1987 konnte die seit dem Verkauf des alten LF 8 bestehende Lücke geschlossen werden. Eine weitere Vergrößerung des Fahrzeugbestands erfuhr die FFW Neusorg im August 1989 mit dem Ankauf eines gebrauchten VW-Busses aus der Vereinskasse, den die Mitglieder in zahlreichen Arbeitsstunden zum Mannschaftsbus umbauten. Im Rahmen des 90-jährigen Gründungsfestes wurde der Bus „Melanie" mit der Weihe durch Pfarrer Hans Riedl seiner Bestimmung übergeben.

 

Zur Verbesserung der Löschwasserzisterne auf dem Gelände der Media-Einrichtung errichten und am 17. Mai führten die beiden Kommandanten Peter Prechtl und Horst König in der Wehr erstmals Dienstgradabzeichen ein. Am 29. April 1992 erwarb die FFW Neusorg aus Eigenmitteln eine gebrauchte Fertiggarage für einen noch zu beschaffenden Mehrzweckanhänger.

 

Mit der Übergabe des Rettungsspreizers an die Floriansjünger am 24. Mai 1992 im Rahmen eines Gartenfestes steigerte sich die Zahl der Einsätze der Neusorger Brandschützer, die jetzt auch zu schweren Verkehrsunfällen ausrücken und eingeklemmte Personen befreien müssen.

 

Als Ergänzung der Fuhrparks kaufte die FFW Neusorg im März einen gebrauchten Mercedes-Bus an. Diesen bauten die Feuerwehrmitglieder zum Mehrzweckbus „Nicole" um, der beim Gartenfest am 20. Juni 1993 von Pfarrer Hans Riedl den kirchlichen Segen erhielt.

 

Glücklos verliefen die Planungen der Rothelme für einen dringend notwendigen Erweiterungsbau des Feuerwehrgerätehauses. Nach zahlreichen Entwürfen und Umplanungen in den Jahren 1990 bis 1993 lehnte der Gemeinderat im November 1993 den Antrag auf vorzeitigen Baubeginn wegen der bevorstehenden Sanierung der Hauptschule ab.

 

Neuland betraten nach der Übergabe des Rettungsspreizers 1992 zwei Löschgruppen. Sie legten 1994 erstmals die neue Leistungsprüfung „Technische Hilfeleistung" ab.

 

Nachdem die Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses wegen der durch den Schulhausbau gebundenen Finanzmittel nicht zum Tragen kam, stellte die Gemeinde in der Jahreshauptversammlung 1995 für Reparaturen an den Toilettenanlagen, der Leiter des Schlauchturms und die Fahrzeughallentore 8000 Mark in Aussicht.

 

Im Juni 1995 übergab die Raiffeisenbank Neusorg der Heimatwehr eine 14 Meter lange Aluminium-Schiebeleiter mit der Personen aus Räumen mit bis zu 12,5 Meter Brüstungshöhe gerettet werden können.

 

Ein weiterer Höhepunkt des Jahres war am 21. Juli die Einweihung des von Feuerwehrmitgliedern und mit Sachspenden eingerichteten Floriansstüberls mit Küche im ehemaligen Abstellraum des Gerätehauses durch Pfarrer Hans Riedl. In Eigenleistung konnte zugleich eine Mauer als Abtrennung der Werkstatt in der Fahrzeughalle errichtet und ein Zwischenboden auf die Werkstatt aufgebracht werden, auf dem seitdem die Spinde der Jugendlöschgruppe Platz finden. Im Zusammenhang mit dem Aufgang zum Zwischenboden wurde auch eine stationäre Leiter zum Dachboden geschaffen, auf dem die Mitglieder Schlauchregale installierten.

 

Mit einem Festabend im Feuerwehrgerätehaus beging am 31. März 1996 die Damenlöschgruppe ihr zehnjähriges Bestehen.

 

Im Juni 1997 sanierte die Wehr mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde die Damentoiletten im Gerätehaus und flieste den Boden der Fahrzeughalle. Auf ungeahnte Resonanz stieß die große Fahrzeug- und Geräteschau im Rahmen der Brandschutzwoche im September 1997 gemeinsam mit Nachbarfeuerwehren, Rotem Kreuz, Technischem Hilfswerk, Bundeswehr und einem Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes.

 

Das neue Mehrzweckfahrzeug „Patrizia" vom Typ Mercedes Benz Sprinter 310 D, finanziert mit einem 25-prozentigen Eigenanteil der Gemeinde sowie Regierungsmitteln, Spenden und einem erheblichen Zuschuss ans der Feuerwehrkasse wurde am 31. Oktober 1999 in Dienst gestellt.

 

Heute blickt die Feuerwehr mit ihren rund 160 Mitgliedern erwartungsvoll auf das im Jahr 2000 stattfindende 100-jährige Gründungsjubiläum verbunden mit der Weihe des neuen Löschfahrzeugs LF 16-12 „Daniela". Auch zu diesem Fahrzeug auf Mercedes-Benz-Fahrgestell und mit Ziegler-Aufbau als Ersatz für das in die Jahre gekommene und reparaturanfällige TLF 16 „Heike" wird die Feuerwehr wieder einen beachtlichen Obolus beisteuern.

 

Bereits seit der Mitgliederversammlung am 17. April 1998, in der der Festausschuss für das 100-jährige Gründungsjubiläum gewählt wurde, hat dieser in den vergangenen zwei Jahren in zahlreichen Ausschusssitzungen die Vorbereitungen zum Gelingen des runden Jubiläums getroffen. So verpflichtete er Musikkapellen, Schausteller, orderte Zelt, Getränke und Speisen und vieles andere mehr.

 

Die Freiwillige Feuerwehr Neusorg dankt schon heute allen, die bisher zum Gelingen dieses runden Gründungsjubiläums beigetragen haben und noch beitragen werden. Aufgrund der Vielzahl der Helfer und Vereine ist eine namentliche Nennung an dieser Stelle nicht möglich. Beispielhaft für die vielen Helfer stehen die Mitglieder der örtlichen Vereine, die den Jubelverein an den Festtagen tatkräftig unterstützen. Ihnen und auch der Bevölkerung von Neusorg gilt der Dank der Freiwilligen Feuerwehr Neusorg.

Die Vorstandschaft