Nächtliches Zugunglück im Tunnel Leimgruben

Größte Katastrophenübung der letzten Jahrzehnte lief gut ab – 500 Helfer im Einsatz -


Neusorg/Leimgruben/Waldershof
Blutverschmierte Gesichter, einige Schwerverletzte, hilflos umherirrende Verletzte, dazu Rauch und Hilferufe aus allen Richtungen. Es ist nach dreiviertel zwölf, als ein Personenzug im Bahntunnel bei Leimgruben plötzlich verunglückt. Der verunglückte Zug brennt, es ist stockfinstere Nacht, es herrschen Temperaturen um 4 Grad Celsius, die nächste Ortschaft gut einen Kilometer entfernt. Mit letzter Kraft setzt der Lokführer unter schock und mit schweren Verletzungen einen Notruf an die Zentrale ab, dann rollt eine der größten Katastrophenschutzübungen der letzten Jahre im Landkreis Tirschenreuth an.
Das beschriebene Szenario, ist die Grundlage für die nächtliche Übung, bei der im Laufe der Nacht mehr als 500 Helferinnen und Helfer aus dem Landkreis Tirschenreuth und darüber hinaus zusammengezogen wurden. Neben Feuerwehr und Rotem Kreuz, wird zu diesem Großereignis an Rettungskräften auch das Technische Hilfswerk aus Markredwitz mit angefordert. Im Landratsamt formierte sich unter Einbeziehung der einzelnen Rettungsorganisationen ein Krisenstab um Landrat Wolfgang Lippert. Zurück zum eigentlichen Unfallort. Der verunglückte Personenzug, steht ca. 250 Meter vom östlichen Tunnelportal auf den Gleisen, und „brennt“. Die ersteintreffenden Kräfte der Feuerwehr, die durch die alarmierungszentrale der Feuerwehren in Tirschenreuth nach Alarmstufe sechs alarmiert wurden, bahnen sich unter Atemschutz langsam ihren Weg zu Unglücksort. Der Tunneleingang liegt mitten im Wald, ca. 500 Meter von der nächsten befestigten Straße entfernt, und kann nur durch einen unbefestigten Wirtschaftweg erreicht werden. Von hier, geht es dann eine ca. 20 Meter tiefe steil abfallende Böschung hinab, über die im Laufe der Nacht zahlreiche Technischen Geräte vom Hydraulikaggregat, Scheinwerfer, Stromerzeuger, Leitern und vieles mehr transportiert werden muss. Die Verletzten mussten ebenfalls alle wieder über diese Strecke zurück bzw. hinaufbefördert werden. Aus dem Tunneleingang dringen Schreie, man hört Menschen rufen, eine Schrecken erweckende Atmosphäre die sich vor den ersten Rettungstrupps auftut. Die Feuerwehrwehrmänner gehen unter Atemschutz ins dunkle innere des 761 Meter langen Tunnels ohne zu wissen was sie dort erwartet.
Katastrophenalarm ausgelöst
Die Nacht wird taghell im gleißenden Licht der Scheinwerfer. Die Ausleuchtung der Flächen für den Verletztensammelpunkt, die einzelnen Beleuchtungen für die Transportwege von bzw. zur Unfallstelle, alles erstrahlt im grellen licht der Scheinwerfer. Gespenstisch wirkt die Atmosphäre auf die Schaulustigen am Rande des Szenarios. Zahlreiche Alarmierungen, folgen, in unterschiedlichen Abständen, letztendlich wird angesichts der zu Beginn sich immer steigenden Verletztenzahlen der Katastrophenalarm ausgelöst. Mit Speziellen Transportloren, der Feuerwehren Waldershof, Marktredwitz und Markleuten, werden die verletzten auf den Schienen aus den Tunnel hinaus gefahren. Direkt vor dem Tunnel
Nach mehr als einer Stunde, sind immer noch nicht alle Verletzten geborgen, der Abtransport der versorgten Mimen, verzögertet sich kurzfristig, da nicht ausreichend Helfer zur Verfügung stehen. Während sich im Tunnel dramatische Szenen abspielen, baut man in der Zwischenzeit an der kleinen Ortverbindungsstraße von Leimgruben nach Höll bereits eine Riesige Zeltstadt auf. Dort werden zum einem die angelieferten Verletzten gesichtet und weiterversorgt, ehe sie dann mittels Krankenwägen in die umliegenden Kliniken verbracht werden, und zum anderen werden hier auch die eingesetzten Helfer mit Getränken versorgt.
Jeder einzelne Verletzte der durch die Feuerwehren und Rettungdienste herbeigeschafft wird, wird eingehend durch die anwesenden Notärzte untersucht und behandelt. Zum aller ersten mal kommt dabei der neue Gerätewagen des BRK Kemnaths zum Einsatz. Allein aus dem Bereich des Rettungsdienstes kommen in dieser Nacht mehr als 100 Helfer zum Einsatz. Die Einsatzleitung liegt hier in den Händen von Hans Peter scharf, Michael Heldwein und Markus Münchmeier. Bei Ihnen laufen die Fäden für die rieseige Aufgabe der Verletztenversorgung zusammen. Erschwerend zählt hier bei die Tatsache, das die verletzten aus zwei verschiedenen Sammelstellen zur Registierung gebracht werden, da in der Zwischenzeit nicht nur die Verletzten von Neusorger Tunnelportal geliefert werden, sondern jetzt auch von Waldershofer Seite. Immer wieder treffen Verletzte mit stark geschminkten Verletzungen ein.
Insgesamt hunderte von Helfern
Allmählich wird es kühl, es hat zu nieseln begonnen, die Füße werden schwer, aber die Übung ist noch nicht beendet. Man versucht mit mehreren Überdrucklüftern den Tunnel Rauchfrei zu machen. Die schweren Geräte müssen allesamt über eine steile unbefestigte nur mit Leinen gesicherte und steil abfallende 40 Meter lange Böschung hinunter getragen werden. Der Regen macht die Böschung allmählich glatt, und es wird immer schwieriger, die Verletzten über die Böschungen hinauf zu tragen. Trotzdem passieren durch umsichtiges und sicheres Arbeiten keine Schäden an Mensch und Gerät. Es ist zwischenzeitlich schon vier Uhr, alle Verletzten sind durch die Feuerwehren geborgen, und dem Rettungsdienst übergeben. Insgesamt kommen in dieser Nacht mehr als fünfhundert Helferinnen und Helfer zum Einsatz von Markleuten, über Marktredwitz und Nagel, aus dem oberfränkischen Raum. Das THW Marktredwitz war mit schwerem Technischem Gerät vor Ort, fast keine Feuerwehr zwischen Marktredwitz und Kastl, war mehr in ihrem Standort. Darüber hinaus, wurden so versichert KBR Arnold aus Mitterteich, während der gesamten Übungsdauer immer einen Löschzug in Bereitschaft gehalten, um anfallende Einsätze umgehend abzuarbeiten. Das Rote Kreuz ist mit einer Vielzahl von Helfer im Einsatz, der Versorgungseinheit unterliegt an diesem Abend auch die Verpflegung der gesamten Einsatzkräfte am Übungsort, mit Getränken und einem kleinem Imbiss. Darüber hinaus, kocht die Mannschaft in einer logistischen Meisterleistung seit 21:00 Uhr bereits Gulaschsuppe in einer Werkshalle in Neusorger Gewerbegebiet, um nach der Übung für alle eine warme Mahlzeit zur Verfügung zu haben.
Landrat Lippert vor Ort
Kurz vor fünf Uhr trifft Landrat Wolfgang Lippert am Einsatzort ein. Er war bis dato mit dem Katastrophenschutzstab im Landratsamt Tirschenreuth betraut und hat diesen geleitet. Dem Krisenstab gehörten neben Vertretern der einzelnen Hilforganisationen, auch die Polizei Notfallmanager der Deutschen Bahn, ein Vertreter der Bundeswehr sowie verschiedene Stabsstellen des Landratsamtes an. Lippert erkundigt sich vor Ort über den Ablauf und macht sich ein Bild von der Lage. Zusammen mit Kreisbrandrat Franz Arnold, besichtigt er die beiden Portale und erkundigt sich über etwaige Schwierigkeiten und besichtigt die Verletztensammelstellen und Einsatzleitungen vor Ort.
Abschließend bleibt nur zu hoffen, dass sich in unserer Gegend nie ein solcher Katastrophenfall ereignen wird.