HornisseDie Hornisse – für die Natur ist sie ein Segen, für Menschen der reinste Ärger. Besonders dann, wenn sich ein Hornissennest auf dem Grundstück befindet. Die schlechte Nachricht vorweg: Es ist – bis auf wenige Ausnahmen – verboten, ein Nest zu entfernen. Die gute: Wer mit den Tieren richtig umgeht, kann problemlos mit ihnen leben.

Sommerzeit ist Hornissenzeit und ist ein gelb-schwarz gestreifter Brummer im Anflug, schrillen schnell die Alarmglocken. Doch kein Grund zur Panik: Anders als die etwas kleinere Deutsche und Gemeine Wespe ernähren sich Hornissen ausschließlich von Baum- und Pflanzensäften sowie Fallobst. Es ist also nicht zu befürchten, dass sie wie Wespen über das Kuchenbuffet oder die Eiscreme auf dem Terrassentisch herfallen. Hornissen heben sich auch von der Farbe ab – im Unterschied zu Wespen sind sie an Kopf und mittlerem Körperabschnitt rötlich gefärbt. Ohnehin muss man sich mit Hornissen arrangieren, denn es ist verboten, sie zu töten, zu jagen oder zu verletzen. Ihr Nest zu entfernen übrigens auch. Nur in ganz wenigen Ausnahmefällen darf dafür ein Experte anrücken. Wer selbst Hand anlegt, riskiert eine saftige Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro.

Ökologisch wertvolle Hornissen

Wie auch Bienen und Hummeln stehen Hornissen unter besonderem Naturschutz (Bundesnaturschutzgesetz §44 Abs.1 Nr.1). Und wie auch Bienen und Hummeln sind Hornissen durchaus nützlich. Als Ökopolizei sorgen sie für ein natürliches Gleichgewicht unter den Insektenbeständen. Zur Aufzucht ihrer Brut benötigen die großen Brummer tierisches Eiweiß. Und davon nicht zu knapp: Ein großes Hornissenvolk fängt pro Tag etwa 500 Gramm Insekten –  so viel fressen fünf bis sechs Meisenfamilien täglich. Begehrte Beutetiere sind unter anderem Schädlinge wie Stechmücken, Bremsen und die Raupen des Eichenwicklers, aber auch Fliegen, Spinnen, Motten und Wespen. Wer also ein bewohntes Hornissennest im Garten oder am Haus hat, wird auf seiner Terrasse nicht so stark von Stechmücken und Wespen belästigt. Und die Zahl der Pflanzenschädlinge im Garten dezimiert sich auch.

Ein Hornissenstaat lebt rund sechs Monate

Hornissen sind zwischen Mai und Anfang November unterwegs, danach sterben die Tiere. Lediglich die Jungköniginnen überwintern, um im Folgejahr ein neues Nest für ihre eigenen Staaten zu bauen. Hierfür verlassen sie das alte Nest und halten unter morschem Holz, Rinde oder in der Erde Winterschlaf.  Mitte Mai beginnt jede Jungkönigin für sich einen neuen Hornissenstaat zu gründen. Zwischen August und September ist dieser mit 200 bis 300 Individuen am größten – bei günstigen Bedingungen zählt er sogar bis zu 700 Hornissen.  Abgesehen von der Königin haben Hornissen eine kurze Lebensdauer. Arbeiterinnen werden nur drei bis vier Wochen alt und die männlichen Drohnen verenden nach maximal zwei Monaten Lebenszeit. Doch die Königin produziert immer wieder neue Nachkommen, sodass das Hornissennest insgesamt etwa sechs Monate bewohnt ist.

HornissennestWoran erkenne ich ein Hornissennest?

Hornissen fühlen sich auf Streuobstwiesen, in Wäldern oder in Parks heimisch. Weil diese Räume in städtischen Gebieten knapp sind, nisten die Tiere häufig in der Nähe des Menschen. Für den Nestbau bevorzugen sie Hohlräume wie Vogelnist- und Rollladenkästen. Manchmal bauen sie ihr Nest aber auch gut sichtbar an Bäumen und Sträuchern oder in Scheunen und Dachböden. Hornissennester bestehen aus einer papierähnlichen Masse aus zerkauten und eingespeichelten Altholzfasern. Da die Tiere ausschließlich verwitterte Holzfasern verwenden, müssen sich Betroffene keine Sorgen um ihre Bausubstanz machen. Zuerst formen die Tiere Waben und umgeben diese dann mit einer schützenden Außenwand. Nach unten hin lassen sie eine Öffnung frei, aus der sie ihre Exkremente fallen lassen. Die Farbe des Hornissennests wirkt bräunlich. Wespennester sehen ähnlich aus, sind jedoch grau.

Darf ich ein Hornissennest entfernen lassen?

HornissenentfernungObwohl die schwarz-gelben Brummer sehr nützlich sind, verunsichert es viele Menschen, wenn sie ein Hornissennest auf ihrem Grundstück entdecken. Dabei sind Hornissen sehr friedfertig. Sie greifen nur in der unmittelbaren Nestumgebung an, wenn sie sich bedroht fühlen. Dann gilt es, Königin und Brut zu verteidigen. Sind sie mehr als vier Meter vom Hornissennest entfernt, fliehen sie bei Störungen.
Dennoch möchten viele Menschen das Hornissennest beseitigen oder umsiedeln. Das ist aber nur in Ausnahmefällen gestattet. Wer sein Hornissennest umsiedeln lassen möchte, sollte sich daher zuerst an die Naturschutzbehörde des Landkreises oder der kreisfreien Stadt wenden. Nur bei einer unmittelbaren Gefährdung erteilt die Behörde eine Ausnahmegenehmigung. Dann darf ein Hornissenberater, ein Kammerjäger, ein Spezialist von der Feuerwehr, ein Imker oder ein Naturschützer die Insekten in einen anderen Lebensraum umsiedeln. Wenn das Hornissennest so liegt, dass eine Umsiedlung nicht möglich ist, können Betroffene auch eine Erlaubnis für das Töten der Insekten bei der Naturschutzbehörde einholen. Die Kosten richten sich dabei nach dem Aufwand. Für die Dienste eines Kammerjägers zahlen Betroffene meist mindestens 200 Euro.
In vielen Fällen ist eine Umsiedelung aber gar nicht nötig. Oft reicht es, wenn der Fachmann Absicherungen wie Sichtblenden, Flugumleitungen und Fliegendraht-Käfige anbringt. So kommen sich Mensch und Hornisse nicht in die Quere.

Hornissennest im Haus oder Garten – was tun?

In den meisten Fällen ist es gar nicht so schwer mit einem Hornissennest am Haus oder im Garten umzugehen. Da sich erwachsene Hornissen ausschließlich von Obst, vom zuckerhaltigen Rindensaft der Bäume und gelegentlich von Nektar ernähren, stören die schwarz-gelben Tiere weder bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse noch bei sommerlichen Grillpartys.

Wer ein Hornissennest bemerkt, sollte die nähere Umgebung mit einem Absperrband markieren. So kommt niemand den Insekten versehentlich zu nahe. Außerdem gilt:
  • Vermeiden Sie heftige Bewegungen am Nistplatz sowie starke Erschütterungen.
  • Halten Sie beim Rasenmähen einen Abstand von vier bis fünf Metern zum Hornissennest ein.
  • Bringen Sie Fliegengitter an den Fenstern an, falls sich das Hornissennest in der Nähe des Hauses befindet.
  • Verstellen Sie nicht die Flugbahn der Insekten. Pusten Sie niemals in das Einflugloch oder auf Hornissen.
  • Manipulieren Sie nicht den Nesteingang oder den Wabenbau. Laufen Sie nicht barfuß durch den Garten, wenn Fallobst auf dem Boden liegt.
  • Vermeiden Sie hektische Bewegungen, wenn die Tiere in der Nähe sind.

Hornissen nisten häufig in Wohn- und Gartenhäusern. Unter dem Nest sammeln sich flüssiger Kot und Beuteabfälle. Für ein möglichst sauberes Zusammenleben mit den Insekten sorgen Zeitungspapier, Plastikfolie oder ein großes Gefäß mit saugfähigem Material wie Einstreu. Anfang November löst sich das Problem mit den gelb-schwarzen Mitbewohnern dann von alleine, wenn das Hornissenvolk abstirbt und die Jungköniginnen ein Winterquartier in der Natur beziehen. Und meistens bemerkt man ein Hornissennest sowieso erst im Spätsommer. Daher muss man sich mit den Tieren gar nicht so lange arrangieren. Spätestens im darauffolgenden Frühjahr kann man dann das verwaiste Nest selbst entfernen.

Achtung

Ein bewohntes Nest selbst zu beseitigen, ist nicht nur verboten, sondern auch gefährlich. Denn die Insekten verteidigen ihr Zuhause mit dem Stachel – und ein Sturz von der Leiter ist da sehr wahrscheinlich. Normalerweise sind Hornissenstiche nicht gefährlich. Doch Vorsicht: Sticht eine Hornisse in die Mund- und Rachenregion, können die Schleimhäute oder die Zunge sehr schnell anschwellen und es besteht akute Erstickungsgefahr. In diesem Fall ist sofortige ärztliche Hilfe notwendig. Für Allergiker kann bereits ein einzelner Stich unabhängig von der Einstichstelle gefährlich sein. Für sie ist es ratsam, ein Notfallset mit Antihistaminikum, Kortison-Präparat und Adrenalin bei sich zu tragen, um sich im Ernstfall sofort selbst behandeln zu können.


Tipps und Infos